ich möchte als Betroffene an ALLE Angehörigen, und allen die mit ihnen zu tun haben, schreiben
Als im Herbst 2004 die Depression bei mir gnadenlos zuschlug machte mein damaliger Partner einen klitze kleinen Fehler. Er schrieb mir eine SMS welche ich Vollidiot falsch interpretierte. Was daraus resultierte ist mit 9 Worten erzählt: „ich kündigte die Liebe und bereue dies heute sehr“
Möchte damit sagen:
wir depressiv Kranken können oft nicht mehr fühlen, wir empfinden mitunter nichts mehr für unsere Partner
wir sind leicht reizbar
wir suchen Halt & Geborgenheit, wir brauchen Liebe wie unsere Partner auch, nur wir können sie nicht erwidern wenn es uns sehr schlecht geht.
Da braucht ein Partner sehr viel Geduld und eine unausschöpfbare Liebe welche beide Parteien über den Ozean der Verzweiflung und Angst hinweg trägt. Ist die Liebe wie ein kleines Boot so kentert dieses bei einem kleinen Sturm. Ein grosses, starkes Schiff gebaut aus unerschöpflichen Liebe, Vertrauen und Hoffnung hingegen kentert nicht so schnell, übersteht unsagbare Stürme und hohe Wellen des Lebensozeans.
Hier noch eine wichtig Information
Je mehr Sie über die Erkrankung wissen, desto eher können Sie verstehen, was in dem Betroffenen vor sich geht.
Auch an sich denken
Tun Sie sich öfter etwas Gutes. Bauen Sie zu Ihrer Unterstützung ein Netzwerk von Freunden und Bekannten auf oder organisieren Sie auf andere Weise Hilfe (Selbsthilfegruppen oder Ärzte bzw. Psychologen).
Professionelle Hilfe
Ergreifen Sie die Initiative und vereinbaren Sie für den Kranken einen Arzttermin, wenn er selber es nicht kann. Es ist wichtig, dass Betroffene möglichst rasch medikamentös behandelt werden. Bestärken Sie darin, Medikamente regelmäßig zu nehmen.
Toleranz
Eine depressive Verstimmung ist eine echte Erkrankung. Es handelt sich nicht um Willensschwäche. Haben Sie Geduld und Verständnis, seien Sie tolerant. Sie sollten das richtige Maß an Forderungen für den Kranken finden und vor allem: Ihm oder ihr gut zuhören.
Riten schaffen
Geben Sie dem Kranken etwas, an dem er sich festhalten kann: schaffen Sie für jeden Tag ein kleines Ritual. (Montags spazieren gehen, Dienstags gemeinsam kochen, Mittwochs die Lieblingssendung im Fernsehen anschauen).
Eigeninitiative fördern
Sinnvoll sind, wenn der Antrieb ausreicht, kleinere Unternehmungen wie ein kurzer Spaziergang. Jede auch noch so kleine Eigeninitiative des Kranken sollte umgesetzt werden. Gemeinsame Aktivitäten sind hilfreich.
Rückzug
Wenden Sie sich nie von Ihrem erkrankten Angehörigen ab, auch wenn er Ihnen noch so abweisend erscheint und sein Grübeln Sie zur Weissglut bringt.
Streit
Versuchen Sie nicht, den Erkrankten von der Grundlosigkeit seiner Schuldgefühle zu überzeugen. Lassen Sie sich nicht auf Streit darüber ein, ob seine negative Sichtweise "objektiv" gerechtfertigt sei oder nicht: beides wird keinen Erfolg bringen.
Überforderung
Depressiv Verstimmte können nicht wollen, und es ist daher sinnlos, an ihren Willen zu appellieren. Durch derartige Appelle kann der Zustand sogar verschlechtert werden, da die Patienten sich dann erst ihres Zustandes bewusst werden, worunter sie besonders leiden.
Anspruchshaltung
Äußerungen wie "reiss dich zusammen" helfen nicht, sondern bewirken, dass der Kranke sich noch minderwertiger fühlt und das Vertrauen verliert. Da Kranke kaum Entscheidungen treffen können, soll man sie während der Erkrankung zu keinen Festlegungen (z.B. Arbeitsplatzwechsel oder Umzug) zwingen. Sie würden diese nach Abklingen der depressiven Verstimmung wieder bereuen.
Tapetenwechsel
Es hat keinen Sinn, Betroffene während der Erkrankung in einen Erholungsurlaub zu schicken, weil sie dort nur noch mehr vereinsamen, indem sie Zeit haben, über ihr scheinbares Unglück zu grübeln.
Zuviel Aktionismus
Dringend abzuraten ist von größeren Aktivitäten wie zum Beispiel Reisen oder großen Festen. Jede Überforderung wird sein Unfähigkeitsgefühl und damit die depressive Verstimmung noch verstärken.
vielleicht hilfts einigen hier
noch etwas möchte ich Euch sagen/schreiben auch aus eigener Erfahrung.
auf Deinen Eintrag in mein Gästebuch freue ich mich sehr
(anrüchige und unter die Gürtellinie gehende
Einträge erlaube ich mir zu löschen)